Freitag, 14. April 2023

Reflexion und Achtsamkeit für Kinder


Endlich ist es so weit und ich bin unendlich stolz und dankbar für diese Möglichkeit mein Anliegen in die Welt zu tragen. In diesem Artikel erfährst Du, worum es in dem Kartenset geht, bzw. was ihr damit anstellen könnt. Und natürlich erfährts Du auch, wie es überhaupt dazu kam, dass der Verlag an der Ruhr meine Ideen nun rausbringt.

Für wen ist dieses Kartenset? 
Die Karten sind grundsätzlich für junge Kinder ab 4 oder 5 Jahren bis hin für die etwas älteren Kinder, die manchmal schon etwas länger erwachsen sind.😉 
Wenn die Kinder noch nicht lesen könnendann ist es hilfreich, wenn eine Person die Fragen vorliest. Aber auch sonst ist es eine tolle Möglichkeit als Erwachsener in die Welt der Kinder einzutauchen. Weitere Informationen findest Du im Booklet, das den Karten beiliegt. 
 
Worum geht es bei den Fragekarten?
Es geht darum, dass Kinder Sprachanlässe finden, um über sich selbst nachzudenken, in sich hinein zu spüren und andere besser kennenzulernen. Es geht darum die eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche zu erkennen und ausdrücken zu können, aber auch auf andere zuzugehen und Fragen zu stellen, um auch durch Fremdwahrnehmung Informationen zu erhalten, die die Kinder wachsen lassen können. Das alles braucht Mut und deshalb gibt es im beiliegenden Booklet verschiedene Varianten, wie die Kinder mit den Karten umgehen können. Von allein mit sich selbst zu unterschiedlichen Möglichkeiten innerhalb von Kleingruppen oder Erzählkreisen in Kita, Grundschule und natürlich auch für Zuhause, nur durch die Kinder, oder in Begleitung mit wertschätzenden Erwachsenen. Im Zentrum steht der Blick auf Stärken und Kompetenzentwicklung, Visionen und Wünsche, um das Positive im Alltag bewusster wahrzunehmen. Und es geht ganz stark darum sich selbst besser zu spüren, zum Beispiel durch achtsame Körperwahrnehmung. (Zu diesen Themen findest Du in den nächsten Monaten hier immer mehr Informationen, Übungen und praktische Ideen sowie Impulse, um Dich selbst gut zu spüren, zu reflektieren und immer mehr Sicherheit auf Deinem Weg der Entwicklungsbegleitung zu erfahren.)
 
Wie kam es zu der Idee, diese Karten zu veröffentlichen?
Vor einigen Jahren beschloss ich für meine Familie diese leidigen Fragen am Abendbrottisch zu ändern. Ich wollte nicht mehr nur fragen wie der Tag war und mit wem die Kinder in der Kita gespielt haben. Meist gab es dann ohnehin nur die typischen Antworten: "Gut.", "Lang." Oder "Mit Emilia." Nach diesen Einwortsätzen war meist schon wieder Schluss. Das fand ich oll, weil ich gern Gespräche beim Essen führe und etwas über das Erleben meiner Kinder und meines Mannes erfahren wollte. Ich wollte das Essen als kommunikativen Moment nutzen, aber nicht, in dem wir an dem rummosern, was die Kinder machen oder wir Erwachsenen uns, in Gegenwart der Kinder, über Probleme bei der Arbeit austauschten. Ich wollte, dass wir diesen wundervollen Moment nach einem langen Tag, in dem wir uns alle zu einer gemeinsamen Mahlzeit trafen, dafür nutzen konnten, dass wir unseren Blick bewusst auf die positiven Sachen unseres Erlebens richteten. Ich wollte, dass wir alle erfahren, was die anderen bewegt und lernen, über unsere Gefühle und Bedürfnisse zu reden. So entstanden die ersten Fragen, noch auf einem losen Blatt Papier. (Ich bin spontan nicht immer super kreativ gute Fragen zu finden, deshalb musste ich sie aufschreiben.) Mit der Zeit wurden es jedoch zu viele Fragen, so dass ich sie auf kleine Kärtchen schrieb und jede/r eine ziehen konnte, wenn wir uns am Tisch trafen. Das wurde richtig zu einer Art Ritual. Es war so wunderschön meine Kinder philosophieren zu sehen/hören, ihnen in ihrer Argumentation zu folgen, wenn sie begründen wollten, weshalb sie etwas machen möchten. Oder uns gegenseitig über unsere Stärken zu ergänzen. So wurden die Gespräche am Tisch unglaublich vielschichtig, lustig, interessant und brachten uns neue Erkenntnisse über jeden in unserer Familie.

Einige Zeit später entschied ich, die bestehenden Karten um spezielle Fragen und Aktionen zu erweitern, um sie auch am Ende meines Unterrichts an der Fachschule nutzen zu können. Das brachte viel positives Feedback. Als ich die Karten dann in Eigenregie vervielfältigte und als laminierte Variante als Abschlussgeschenk an meine Klasse ausgab, erhielt ich so tolle Ideen und Anregungen und den Mut mich damit an einen Verlag zu wenden. Im Oktober 2021 schickte ich mein Manuskript mit Beispielfragen an drei Verlage. Seitdem arbeite ich mit dem Verlag an der Ruhr (https://www.verlagruhr.de/) zusammen an einer Kinderedition (siehe oben) und einer umfassenderen Erwachsenenedition für Erzieher*innen und Lehrer*innen (kommt im Herbst 23 auf den Markt).

Ich wollte diese Art der Auseinandersetzung nicht mehr nur für mich behalten oder für meine Familie und meine Studierenden. Ich möchte, dass möglichst viele Menschen lernen das kleine und große Glück in Selbstreflexion und Achtsamkeit zu finden und einen Weg beschreiten, auf dem sie Interesse und Selbstwahrnehmung sowie Fremdwahrnehmung für eine stärkende Verbindung zu sich und anderen Menschen nutzen lernen. Für ein gestärktes Selbstbild und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen.

Bist Du dabei? Ich bin es auf jeden Fall!



Deine Vergangenheit beeinflusst Dich auch heute

In meinem Unterricht nutze ich gern zum Einstieg in ein neues Thema die Biografiearbeit. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie schwer es einigen Studierenden fällt, sich damit auseinanderzusetzen welche Einflüsse ihre eigene Geschichte für ihr heutiges Handeln in der Praxis hat. Einigen ist das klar und sie erforschen diesen Zusammenhang interessiert. Doch dem Großteil ergeht es nicht so. Sie verstehen manchmal ohne Anleitung gar nicht, dass ihr früheres Erleben und all ihre Erfahrungen ihr aktuelles Verhalten steuern. Doch gerade der Blick auf diesen Bereich des Lebens ist so wichtig für eine bewusste Entwicklungsbegleitung. Ein Beispiel: wenn Du als Kind immer wieder aus Deiner Umwelt erfahren hast, dass erst die Arbeit erledigt werden muss und Du Dich dann erst dem Vergnügen widmen darfst, dann kann das (wenn es unreflektiert bleibt) ein Leitsatz Deines Lebens sein. Und dieser Leitsatz ist dann nicht nur bezogen auf Dein eigenes Verhalten, sondern auch auf das der Kinder, die Du begleitest. Das bedeutet, dass Du dann von den Kindern erwartest, dass sie sich nicht dem (zweckfreiem) Spiel zu wenden, sondern erst etwas für dieses Vergnügen leisten müssen. In diesem Fall ist es vielleicht sogar noch in gewisser Weise sinnvoll, den Wunsch nach Lustgewinn (psychisches Grundbedürfnis) aufzuschieben und erst das Unliebsame zu erledigen. Denn sein wir mal ehrlich: wie schnell verfällt man den schönen Dingen und hat dann immer noch keine Lust auf das Unliebsame?! Doch wenn man erstmal über seinen Schatten gesprungen ist und das Unliebsame erledigt hat, dann quält es nicht mehr unser schlechtes Gewissen und wir freuen uns, dass wir uns nun mit dem Lustbringenden belohnen können. So funktioniert es zumindest für die meisten Erwachsenen, weil wir es in dieser Form gelernt haben. Meist sehr mühsam und unfreiwillig. Bei Kindern ist das schwieriger. Natürlich wäre es schön und für das Erwachsenenleben sinnvoll, wenn unsere Kinder dieses Prinzip freudig annehmen würden. Tun sie aber meistens nicht, oder? Ist auch kein Wunder! Vor allem junge Kinder können Belohnungen gar nicht aufschieben. Sie wollen die Dinge "JETZT SOFORT!!!". In ihren Gehirnen besteht nur eine begrenzte Kapazität an, nennen wir es "Willenskraft", um Bedürfnisse aufzuschieben. Das liegt hauptsächlich an der Arbeitsweise ihres Gehirns. Sie haben beispielsweise noch keinen konkreten Zeitüberblick (die kognitive Denkleistung ist hierfür noch nicht konkretisiert), sie sind deutlich stärker durch ihre Affekte gesteuert. "Was ich sehe, das will ich und zwar sofort!" Und ganz maßgeblich: ihr präfrontaler Cortex (Sitz der logischen Überlegungen und Entscheidungen sowie der Moral) ist (je nach Alter) noch nicht, oder nur schwach ausgeprägt. Dieser Hirnbereich kann (bis zu einem gewissen Grad) Bedürfnisse priorisieren und dafür sorgen, dass das Prinzip: "wenn ich die Schoki jetzt nicht esse, bekomme ich ein zweites Stück, wenn Mama wiederkommt", Wirkung zeigen kann. Erwarten wir dann meist zu viel von den Kindern? Wahrscheinlich! Natürlich brauchen sie auch unsere Begleitung und Hilfe dabei solche Dinge zu lernen. Aber eben geduldig, zur richtigen Zeit in der richtigen Dosierung. Für ein Kind mit zwei Jahren ist das eine große Kraftanstrengung und fast nicht länger leistbar, als bis zu dem Zeitpunkt, den das Kind klar erkennen kann. Mit 6 Jahren sollte das Kind solchen Bedürfnisaufschub durchaus in vielen Fällen leisten können. Das bedeutet jedoch nicht, dass das immer klappt und dann abgeschlossen ist. Überleg doch mal, wo Du in Deinem eigenen Leben dem sofortigen Lustgewinn nachgibst. Das ist ein Aspekt, weshalb so viele Menschen Dinge bis zum letzten Moment aufschieben (Prokrastination), anstatt es gleich zu erledigen. Ein Grund dafür ist die Erschöpfung unserer Willenskraft. 

Doch ich bin etwas vom Weg abgekommen. Es ging um Biografiearbeit! 🤭 Neben den alten Überzeugungen, die wir als Kinder aus unserer Umgebung aufgenommen haben, spielen auch die Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit unseren Werten eine große Rolle, um unser Verhalten im Alltag zu verstehen. Wir sind immer involviert in die Bewertung des Verhaltens der anderen. Wenn ich mich "daneben benehme", dann führt das bei einer Person dazu, dass ich Ärger mit ihr bekomme. Und bei einer anderen Person, die logischerweise nicht die selben Erfahrungen und Wertvorstellungen hat, wie Person 1, führt mein Verhalten zu Desinteresse oder Belustigung. Übertragen auf eine Situation mit einem Kind: meine Kollegin bewertet das Verhalten eines Kindes unserer Gruppe als "unmöglich". Ich hingegen fühle mich davon in keiner Form gestört oder angegriffen, sondern finde das Kinderverhalten sogar witzig und bestaune es. Und genau deshalb ist die Auseinandersetzung mit unserer Biografie und die regelmäßige Selbstreflexion so unerlässlich!

Setzt Du Dich regelmäßig mit Deiner eigenen Geschichte und ihrer Bedeutung für Deine heutige Arbeit auseinander? Arbeitest Du in einem Team, das sich seiner Reaktionen immer häufiger bewusst wird? Was kannst Du heute dazu beitragen, dass sich Deine Perspektive auf ein kindliches Verhalten milder zeigt? 

Über diesen Blog

Herzlich Willkommen auf meinem Blog. Ich freue mich, dass Du hier bist. 

Mit diesem Blog spreche ich Pädagog*innen (Erzieher*innen, Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen, etc.) an, die den Wunsch haben Kindern und Jugendlichen wirklich etwas für ihre Leben mitzugeben. Möchtest Du Kinder und Jugendliche so richtig gut begleiten, sie psychisch stärken und dabei auch etwas Gutes für Dich selbst tun? Hast Du Ansprüche an Deine Arbeit? Möchtest Du vielleicht etwas in Deiner Arbeitspraxis verändern und frischen Wind einbringen? Bist Du Dir darüber im Klaren, welch großes Geschenk der Verantwortung Du übernommen hast, als Du Dich für die wundervolle Aufgabe entschieden hast, Kinder und Jugendliche durch ihre Entwicklung zu begleiten? Möchtest Du in Deiner Arbeit immer mehr Sicherheit für Dich und Deinen Weg entwickeln? Erfahren, wie Du die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl stärken kannst und zu einer guten und ganzheitlichen Entwicklung beitragen kannst? Aber auch Wege entwickeln, wie Du gut für Dich sorgen kannst? Auf diesem Blog geht es neben dem Verstehen von Prozessen in der Erlebenswelt der Kinder aber vor allem darum Dich selbst in Deiner Rolle als pädagogische Fachkraft besser kennenzulernen und diese weiterzuentwickeln. Mit dem Fokus auf Beziehungsfähigkeit, Reflektion und Biografiearbeit entwickelst Du eine Haltung zu den Kindern und Deiner Arbeit, die Dir den Alltag leichter werden lässt, Dich sicherer macht und mit einer "wissenden Intution" nach vorne bringt.
Ich freue mich auf unseren gemeinsamen Weg! Ich schreibe hier als Pädagogin mit langjähriger Praxiserfahrung, als Mutter und als Dozentin für Pädagog*innen sowie als Coachin. Über Themen, die essentiell zu einem größeren Verständnis über die Entwicklung von Kindern beitragen. Ich stelle Dir Fragen, die Dir in Deiner Biografiearbeit und Deiner Reflexionsfähigkeit weiterhelfen, damit Du noch bewusster begleiten kannst. Und ich gebe Dir Übungen und Handlungsimpulse an die Hand, mit denen Du sowohl privat aber auch beruflich mehr Sicherheit, Verbundheit und Entspannung sowie viele positive Momente erfahren kannst. Du bist wichtig und deshalb freue ich mich, dass Du diesen Blog liest.

Schön, dass Du hier bist!

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Kennst du das? Du steckst mitten in einem Konflikt, eine Entscheidung muss her, oder dein Kind weint – und du spürst, wie dein Kopf leer wi...