Das häufigste, das Menschen im sozialen Bereich, neben körperlichen Problemen, trifft, sind Stress und Erschöpfungszustände. Wir funktionieren, haben Erwartungen an unser Handeln, unsere Leistung und an unsere Zusammenarbeit. Wir hatten mal Leidenschaft, die uns antrieb. Und dann kam die Realität und scheint uns aufzufressen.
In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine ganz persönliche Reise und hin zu dem Lichtschein am Horizont, der sich mir nun endlich wieder zeigt. Ich kann mir vorstellen, dass es vielen ähnlich geht. Deshalb habe ich beschlossen offen und ehrlich zu sein.
Vor ziemlich genau 7 Jahren hatte ich einen Burnout. Ich war aufgerieben zwischen meinem Privatleben mit zwei kleinen Kindern und einem Job, der mich in Zeit, Umfang, Emotionen und Kraft überforderte und doch brannte dieses Feuer in mir. Die Leidenschaft, den Kindern einen möglichst schönen und liebevoll gestalteten Tag zu schenken. Wie wenig Energie ich damals hatte...nachdem die vorhergehende Selbstständigkeit nicht gut lief und ich schnell eine Stelle in einer Kita annehmen musste, um meine Familie abzusichern. Doch diese Kita brach mich und die Kinder. Nach kurzem, aber heftigem Kampf, vielen Emotionen, Gesprächen mit Leitung und Kitaaufsicht und einem schmerzenden Körper, der nicht mehr wollte, wechselte ich in eine andere Kita. Zuhause hatte ich auch nur wenig Raum, um mich zu erholen, denn da waren ja meine eigenen Kinder, selbst noch im Kindergartenalter. Und mein schlechtes Gewissen. Auch in dieser Kita waren meine pädagogischen Ansätze meilenweit von der Realität entfernt, das Team erschöpft und nicht offen für Neues. Alle standen auf der Bremse. Ich bekam das Angebot innerhalb des Trägers zu wechseln. Hier konnte ich ankommen, auch wenn durch Personalmangel 45 Wochenstunden nicht unüblich waren. Ich war bereits so erschöpft, dass ich das nur wenige Monate aufbringen konnte. Und mein schlechtes Gewissen stieg. Ich verbrachte so viel mehr Zeit mit Kindern anderer Leute und hatte keine Kraft mehr für meine eigenen. Ich war ausgebrannt. Die Leidenschaft war nur noch eine glimmende Kohle, verdeckt unter einem riesigen Berg aus Asche.
Heute, 7 Jahre später:
Seit über 4 Wochen kämpfe ich mit einer hartnäckigen Nasennebenhöhlenentzündung. Sie will einfach nicht komplett ausheilen. Auch meine Kinder sind bereits seit Wochen angeschlagen oder komplett raus. Mal sind wir alle zuhause, mal nur ich im Wechsel mit einem Kind. Die Ärtzin tippt auf mehrere Infekte. Wir stecken uns immer wieder gegenseitig an. Ich kann mich nicht gut ausruhen, denn ich starte im neuen Jahr in eine neue Selbständigkeit. Ich freue mich, aber habe auch Angst. In meinem "Noch-Job" stehen noch zahlreiche Aufgaben an und ich kann damit nicht so recht beginnen.
Insgesamt fühle ich mich antriebsarm, vergesslich, desorganisiert. Ich bin andauernd müde und erschöpft und habe den großen Wunsch endlich wieder fit zu sein. Und plötzlich wird es mir klar:
Die erste Reaktion ist überrascht. Nein, damals fühlte es sich anders an! Ich hätte es doch erkannt, oder? Und dann sickert die Erkenntnis tiefer und die letzten Monate kommen mir bildlich in Erinnerung.
Ich dachte, ich hätte sie "besser weggesteckt".
Die Zeit, als ich mich überlastet fühlte, weil eines meiner Kinder dauerhaft bei mir leben wollte und nicht mehr zum Papa wechseln wollte. Dass er permanent bei mir war und mir mein Freiraum fehlte. Von all den Gedanken und Sorgen, die diese Situation mit sich brachten. Und natürlich war das auch die Zeit, in der das Fass an "das halte ich aus" bei meiner Arbeit kippte. Ich war aber auch überfordert und fühlte mich überrannt, von dem, was im letzten dreiviertel Jahr bei mir passiert ist, von der Idee einen neuen Job zu suchen oder mich selbständig zu machen. Genau in dieser Zeit bekam mein Kind eine Diagnose, die vieles erklärte, aber auch so viele Fragen und Emotionen aufwarf, sowie Sorgen darüber, wie wir das alle auffangen werden.
Das alles ist definitiv ein immens großes Maß an Verunsicherung.
Das alles ist definitiv ein immens großes Maß an Verunsicherung.
Erst jetzt wird mir klar, dass dieses dumpfe Gefühl in mir eigentlich dem inneren Empfinden von damals sehr nahe kommt. Ich bin erschöpft.
Ich habe viel zu lange auf Pump gelebt. Dabei wollte ich das nie. Denn dann wäre ich wie
meine Mutter, die nie mit unseren Ressourcen haushalten konnte. Ich weiß so viel über Selbstfürsorge, das Nervensystem ... darüber auf meine Stärken zu bauen und wie wichtig es ist Grenzen zu setzen. Doch es hatte scheinbar noch nicht den Stellenwert in meinem realen Leben, den es braucht.
Ich habe viel zu lange auf Pump gelebt. Dabei wollte ich das nie. Denn dann wäre ich wie
meine Mutter, die nie mit unseren Ressourcen haushalten konnte. Ich weiß so viel über Selbstfürsorge, das Nervensystem ... darüber auf meine Stärken zu bauen und wie wichtig es ist Grenzen zu setzen. Doch es hatte scheinbar noch nicht den Stellenwert in meinem realen Leben, den es braucht.
Warum habe ich es nicht bemerkt? Ich weiß es: ich wurde groß in einer Umgebung, in der es überlebenswichtig war zu funktionieren. In der sich niemand Gedanken dazu machte, sich gut um sich zu kümmern, sondern ein Bild einer starken Person nach außen zu tragen. Und so handel ich heute noch...
Erst jetzt, wo mein Körper es so deutlich zeigt, weil er scheinbar nicht gesund wird, sondern Infekt um Infekt aufnimmt und bearbeiten muss, fällt es mir wieder auf. Erst jetzt wird es mir klar. Da sind Tränen der Erschöpfung, das Gefühl gescheitert zu sein. Aber auch Tränen der Erleichterung und das Wissen, dass ich es wieder schaffen werde, da raus zu kommen.
Ich bin ein Mensch, der sich zu helfen weiß. Es ist Zeit, all das Wissen auf mich selbst zu übertragen und nicht mehr die Augen zu verschließen.
Ich habe genau heute und in genau meiner aktuellen Situation eine klare Handlungsaufgabe: Ich bin Gestalterin und ich gestalte mein neues und selbstfürsorgliches Leben und meine selbstfürsorgliche Familie, so gut, wie es mir möglich ist!
JA, ich bin im Burnout! Und das ist gut! Jetzt habe ich die Sirenen gehört! Ich darf mich jetzt gut um mich selbst kümmern. Und alle Aufgaben Schritt für Schritt und deutlich entschleunigt erledigen. Ich darf auf mich hören, lernen, was ich anderen schon so lange mitgebe. Du bist dein wichtigstes Werkzeug. Wie können Kinder von dir lernen, gut auf sich zu achten, wenn du es nicht selbst tust? Ich dachte, ich tue es. Aber scheinbar noch nicht in dem Maße, dass ich nicht wieder an diesen Punkt komme. Selbstfürsorge ist also keine Sache, die man einmal gelernt und umgesetzt, dauerhaft trägt. Sie will als Lebensbasis gelebt werden und genau auf diesen Weg begebe ich mich jetzt. Und du kannst mich dabei begleiten. So wie ich dich dabei begleiten kann.
Wir dürfen dafür sorgen, dass die Kinder von heute nicht unter unserer Erschöpfung leiden und damit auch nicht lernen können, wie man sich gut um sich selbst kümmert. Dabei geht es nicht nur um Pausen.
Es geht um Selbstachtsamkeit, um Wertschätzung, um klare Grenzen, die für andere erkennbar sind. Es geht um Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit. Um den Aufbau von Resilienz und um gelingende Alltagsstrukturen. Und es geht um Beziehungsfähigkeit und Verbundenheit. Selbstfürsorge ist weder Egoismus noch Luxus. Es ist die Basis unseres Lebens und Zusammenseins.