Am 30.04. ist der Tag der gewaltfreien Kindheit
Und so sehr ich mir wünsche, dass wir ihn nicht mehr brauchen – so dringend ist er.
Denn Gewalt gegen Kinder ist nicht nur das Offensichtliche: Schläge, Anschreien, Demütigungen. Gewalt ist auch das Nichthinhören, das emotionale Wegschieben, das Ignorieren ihrer Grenzen. Gewalt beginnt dort, wo wir Erwachsenen nicht bei uns sind. Und sie passiert oft genau dann – wenn unser eigenes Nervensystem überfordert ist.
Deshalb ist es so wichtig, dass in der Pädagogik, der Bildung und den Familien, in der gesamten Gesellschaft mehr Wissen über die Bedeutsamkeit des Nervensystems für unser Verhalten bekannt wird.
Gewalt beginnt im Nervensystem.
In dem Moment, in dem wir nicht mehr reguliert sind, in dem wir nicht mehr mitfühlen können. Wenn der Stress zu groß ist, die Überforderung zu laut, die eigenen Wunden zu nah. Dann greifen wir zu alten Strategien: Kontrolle, Härte, Druck. Nicht weil wir „schlechte“ Menschen sind – sondern weil unser System auf Überleben schaltet. Das nimmt nicht in Schutz. Aber es zeigt, dass wir oft von anderem als unseren Werten geleitet werden. Bleibt dies unbewusst, entsteht die Katastrophe.
Wir erwarten von Kindern, dass sie ruhig sind, dass sie „funktionieren“, zuhören, reguliert und angepasst handeln. Aber die Wahrheit ist: Kinder können das nicht – wenn wir es ihnen nicht vorleben. Wenn wir nicht bei uns beginnen.
Und wir können es ihnen nicht vorleben, wenn wir es selbst nie gelernt haben. Und auch heute nicht bereit sind, es zu lernen.
Wenn wir lernen, uns selbst zu spüren – wenn wir lernen, wie sich Überforderung in unserem Körper anfühlt. Wenn wir uns Werkzeuge an die Hand geben, wie wir wieder zurück in die Verbindung finden. Dann verändern wir etwas. Für uns. Und für die Kinder an unserer Seite. Dann werden wir zu starken, empathischen Entwicklungsbegleiter:innen.
Es ist nicht immer leicht. Es ist manchmal schmerzhaft. Aber es ist notwendig.
Denn der Weg zu einer wirklich gewaltfreien Kindheit führt über die Selbstverantwortung der Erwachsenen. Über das Hinschauen. Über das Anerkennen: Ich bin verantwortlich für meine Reaktionen – und ich kann lernen, anders zu handeln.
Für eine Kindheit in Sicherheit. In Würde. In Verbindung.
Nicht morgen. Heute. Und jeden anderen Tag!