Mittwoch, 13. August 2025

Gedankenkarussell: wenn dein Kopf nicht aufhört zu denken

Ich denke so viel – ich wünschte, ich könnte es einfach abstellen.

Du liegst nachts wach.
Dein Kopf rattert.
Du planst.
Zweifelst.
Analysierst.
Führst innere Monologe mit Menschen, mit denen du nie gesprochen hast.

Und irgendwann fragst du dich:
Was stimmt eigentlich nicht mit mir? Warum kann ich nicht einfach abschalten?


Gedanken und Emotionen sind untrennbar miteinander verbunden – das hast du vielleicht schon in meinem letzten Blogartikel über Gefühle und Emotionen gelesen. Dort ging es darum, dass dein Nervensystem oft Gefühle unterdrückt, die zu bedrohlich wirken. Du findest ihn hier!

Gedanken sind dann wie ein Schutzschild – sie halten das Fühlen auf Abstand.

Wenn Fühlen zu viel wäre, bleibt der Kopf „oben“.

Das gibt dir das Gefühl, Kontrolle zu haben – auch wenn es innerlich anstrengend ist.

Aber: Hinter vielen kreisenden Gedanken steckt ein ungefühltes Gefühl.

  • Die Sorge, ob du gut genug bist → oft steckt dahinter Angst oder Unsicherheit.

  • Der ständige Drang, alles im Griff haben zu müssen → oft liegt darunter Kontrollverlustangst.

  • Der Gedanke: „Was hast du schon zu melden?“ → kann eine tiefe Scham oder alte Kränkung verbergen.

In meinem Coaching erzählen mir Klientinnen oft Sätze wie:

🌀 „Ich bin nicht gut genug.“
🌀 „Ich darf keine Fehler machen.“
🌀 „Ich muss stark sein.“
🌀 „Ich darf die Kontrolle nicht verlieren.“

Diese Sätze sind nicht einfach Gedanken.
Sie sind gespeicherte Erfahrungen.
Und ihr Ursprung liegt nicht in deinem Kopf – sondern in deinem Nervensystem.


A – „Aber ich will das alles nicht denken!“

Vielleicht denkst du jetzt:
„Ich will das nicht mehr! Ich will meine Ruhe! Ich will nicht mehr zweifeln, mich schlecht machen, im Kreis denken!“

Und ja – das ist absolut verständlich.
Aber genau dieser Wunsch zeigt dir etwas Wichtiges:

🧠 Deine Gedanken sind nicht gegen dich.
Sie schützen dich – vor Gefühlen, die dein Nervensystem (noch) nicht halten kann.

Der Weg raus führt nicht über das reine „Wegdenken“.

Er führt über das Fühlen – und dafür braucht dein Nervensystem Sicherheit.

Was wirkt ist:

  1. Erkennen: „Ah, da ist wieder dieser Satz.“

  2. Beobachten: „Was macht er mit mir?“

  3. Erlauben: „Okay, ich lasse ihn da sein – ohne ihn gleich zu glauben.“

Und dann:

👉 Fokus auf den Körper lenken:

  • Was spüre ich gerade?

  • Wo sitzt das Gefühl?

  • Ist es eng, weit, warm, kalt?

  • Was verändert sich, wenn ich einfach nur beobachte?


L – Impuls für dich & Einladung in die Tiefe

Wenn du dich oft im Gedankenkarussell verlierst, probiere diesen kleinen Alltagsschritt:

🌀 „Was fühle ich gerade körperlich – nicht gedanklich?“
🌀 „Welche Geschichte erzähle ich mir darüber?“
🌀 „Was wäre noch möglich zu denken – später, wenn mein System sich beruhigt hat?“

Denn deine Gedanken sind nicht die ganze Wahrheit.
Sie sind ein Teil davon – der oft aus der Vergangenheit spricht.

Wenn du beginnst, Gedanken als Wegweiser zu verstehen, verändert sich nicht nur dein Kopf – dein ganzes Leben fühlt sich leichter an:

👉Du schläfst ein, ohne dass sich dein Gehirn im Kreis dreht.

👉Du kannst innehalten und spüren, bevor du in alte Reaktionsmuster fällst.

👉Du vertraust deiner inneren Stimme, statt sie zu hinterfragen.

👉Du setzt Grenzen, ohne danach tagelang zu grübeln.

👉Du hast mehr Energie für das, was dir wirklich wichtig ist – weil dein Nervensystem nicht ständig im Alarmmodus ist.

Dein Körper kennt den Weg in die Gegenwart.

In meinem Coaching Inner Shift erkunden wir gemeinsam, welche Geschichten dein Kopf erzählt – und welche Gefühle darunter liegen. Wir starten genau dort:

✨ Bei deinen Gedanken – und den Gefühlen, die sie beschützen.
✨ Bei deinen Antreibern – und der Kraft, die in ihnen steckt.
✨ Bei deinem Nervensystem – und dem sicheren Raum, den es braucht, um Neues zu fühlen.

Du musst nicht lernen, „besser zu denken“.
Du darfst lernen, dich wieder zu spüren – sicher, klar und verbunden.

Wenn du das Gefühl hast, dein Kopf steht dir im Weg. Wenn du spürst, dein Gedankenkarussell erschöpft dich oder hält dich vom Leben im Hier und Jetzt ab, dann lass uns gemeinsam den Weg zurück ins Spüren finden und gemeinsam schauen, was darunter liegt.


Schreib mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch 👉Finde deinen Termin
Vielleicht ist Inner Shift 👉mein 3-monatiges Coaching mit enger Begleitung genau dein nächster Schritt.
Du musst nicht länger alleine durch dieses Gedankenkarussell gehen. Lass uns gemeinsam den Weg finden, der dich zurück ins Spüren bringt.

 

 

 

 

 

 

 



Mittwoch, 6. August 2025

Emotionale Vermeidung: Warum du bestimmte Gefühle loswerden willst – und wie dein Nervensystem dich schützt

"Ich will das nicht mehr fühlen!"
Ich kannte dieses innere Drängen. Gegen die Wut, die immer wieder hochkocht. Gegen die Traurigkeit, die an manchen Tagen überflutet. Gegen die Hilflosigkeit, die wie aus dem Nichts lähmt.

Viele meiner Klientinnen haben ebenfalls mindestens ein Gefühl, das sie um keinen Preis fühlen wollen. Und oft versuchen sie alles, um es zu vermeiden: Ablenkung, Kontrolle, Anspannung, Verdrängung. Das ist kein Zufall, sondern eine kluge Schutzstrategie deines Nervensystems.

Warum Vermeidung ein Schutzmechanismus ist:

Wenn ein Gefühl früher zu groß, zu bedrohlich oder zu überfordernd war, lernt dein System: "Das darf nicht sein." Dein Nervensystem speichert diese Erfahrung ab und entwickelt Schutzstrategien: Anspannung, Ablenkung, Rückzug oder Funktionieren. So entsteht emotionale Vermeidung.

Deshalb gehst du vielleicht lieber in Wut statt in Trauer. Ziehst dich zurück statt Hilflosigkeit zuzulassen. Wirst hart, obwohl du dich eigentlich nach Verbindung sehnst.

Aber: Gefühle verschwinden nicht, wenn wir sie wegdrücken. Sie wirken weiter – im Körper, im Verhalten, in unseren Beziehungen. Oft zahlen wir einen Preis: innere Anspannung, Erschöpfung, Gereiztheit oder das Gefühl von innerer Leere.

Gefühle, Gedanken, Emotionen – was ist was?

Viele sagen: "Ich fühle, dass ich nicht gut genug bin." oder "Ich fühle mich nicht richtig.". Das klingt nach Gefühl, ist aber ein Gedanke.

Ein echtes Gefühl ist im Körper spürbar: Druck auf der Brust, Enge im Hals, Zittern, Hitze, Kälte.
Eine Emotion entsteht, wenn dein Gehirn diese Körperempfindung bewertet: "Das ist Angst." oder "Das ist peinlich.".

Gefühl + Bewertung = Emotion

Wenn dein Nervensystem im Überlebensmodus ist, kann diese Zuordnung verzerrt sein. Freude kann sich wie Angst anfühlen. Oder Hilflosigkeit wird mit Scham überschrieben. Du spürst etwas Echtes – aber dein System gibt ihm eine andere Bedeutung.

Ich kenne das gut: In mir war oft große Freude. Aber mein System hatte gelernt: Freude ist gefährlich. Denn wenn ich mich freue, falle ich tief. Also hat mein Nervensystem diese Energie mit Angst belegt. Und ich habe mich klein gemacht. Aus Schutz. Nicht aus Schwäche. Und jedes Mal, wenn ich mich hätte freuen "können", dann bekam mein Körper die Info für Alarm. Für Angst.

Meine Coachee sagte: "Ich habe Angst, davon überrollt zu werden"

Das ist so nachvollziehbar. Viele Frauen fürchten: Wenn ich dem Gefühl Raum gebe, dann hört es nie wieder auf. Dann verliere ich die Kontrolle. Oder ich schäme mich dafür.

Doch Gefühle wollen nicht zerstören. Sie wollen durch dich hindurch. Sie brauchen Kontakt, nicht Kontrolle.

Der Weg führt nicht über Drama oder Disziplin. Sondern über das Verstehen, das Benennen, das sichere Begleiten. Gefühle dürfen (wieder) durch dich hindurchfließen – statt sich in dir festzusetzen.

Und nein: Es geht dabei nicht ums Ausagieren. Gefühle durchlaufen bedeutet nicht, sie ungefiltert auf andere zu schleudern. Es bedeutet, sie in dir wahrzunehmen, sie zu halten, ihnen einen sicheren Raum zu geben. Damit sie sich wandeln dürfen.

Wenn du lernst, deine Gefühle sicher zuzulassen, verändert sich dein Alltag spürbar:

Du musst unangenehme Gefühle nicht mehr wegdrücken – sie verlieren ihre Bedrohung.

Du verstehst, was wirklich in dir vorgeht, statt dich von Gedanken in die Irre führen zu lassen.

Du kannst Freude, Stolz und Nähe halten, ohne dass sofort Angst oder Selbstzweifel auftauchen.

Du wirst klarer in deinen Bedürfnissen – und kannst sie ausdrücken, ohne dich schuldig zu fühlen.

Dein Körper fühlt sich leichter und freier an, weil er nicht ständig gegen sich selbst arbeiten muss.

Genau diese Veränderungen entstehen, wenn wir im Coaching an der Gefühlsebene deines Eisbergs arbeiten.


In meinem 1:1 Coaching Inner Shift begleite ich Frauen, die viel gefühlt haben – aber irgendwann gelernt haben, sich davon abzuschneiden. Weil es zu viel war. Oder zu früh. Oder zu allein.

Du kannst wieder in Kontakt kommen. Mit deinen echten Gefühlen. Und mit der Kraft, die darin steckt. Wenn du lernen willst, dich selbst zu fühlen, statt dich weiter zu verlieren: Lass uns sprechen: Link

Kleiner Impuls für deinen Alltag:
Leg heute mal eine Hand auf deinen Brustkorb. Und frag dich: Was spüre ich hier gerade? Nur beobachten. Ohne bewerten. Ohne "richtig oder falsch". Nur: Da ist etwas. Und ich bin da.

Du bist nicht zu emotional. Und auch nicht zu hart.
Du hast gelernt, dich zu schützen. Und jetzt darfst du lernen, dich zu halten.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Funktionaler Freeze erklärt: Warum du funktionierst, aber innerlich leer bist

"Ich schaffe alles irgendwie – aber ich fühle mich innerlich leer."

Vielleicht kennst du diesen Gedanken. Du funktionierst im Alltag, meisterst Beruf, Familie, Termine – aber innerlich bist du erschöpft, leer, wie abgeschnitten. Als wärst du gar nicht wirklich da. Und das vielleicht schon seit Monaten oder Jahren.

Was du erlebst, ist kein individuelles Versagen. Es ist ein Zeichen deines Nervensystems: Du bist im funktionalen Freeze.

Der funktionale Freeze ist ein Zustand, in dem dein Nervensystem auf Überleben stellt. Freeze als spontane Überlebensstrategie deines Nervensystems ist diese klassische Schockstarre. Kommt dein Nervensystem aus dem Freeze über längere Zeit nicht mehr raus (z.B. weil du durch andauernde Erfahrungen langsam in diesen Zustand hinein manövrierst; siehe das Beispiel unten), dann wird dieser Zustand zu deinem Nervensystems-Zuhause. Dann ist es nicht mehr die dramatische Schockstarre, sondern ein "gut funktionierendes Weitermachen" – bei gleichzeitiger innerer Abkopplung. Du bist im Tun, aber da ist kein Gefühl mehr. Du machst, was nötig ist (oder was du glaubst, was nötig ist), aber dein Inneres zieht sich zurück.

Warum? Weil dein Nervensystem gelernt hat: Ich kann hier eh nichts ausrichten. Das zu fühlen ist zu viel. Also lieber abschalten.

Neurophysiologisch betrachtet ist in diesem Zustand dein dorsaler Vagus (blauer Pfad) aktiv: Er sorgt für Rückzug, Schutz, energetische Einsparung. Gleichzeitig bleibt ein Teil des Sympathikus (roter Pfad) aktiv – genug, um zu funktionieren. Aber nicht genug, um dich lebendig zu fühlen.

Das erklärt, warum du einerseits durchhältst und lächelst – und andererseits so oft leer, gereizt oder wie ferngesteuert bist.

Ein wichtiger Unterschied zum Fawn-Modus:
Fawn ist ein sozialer Anpassungsmodus, ebenfalls ein Schutzmechanismus. Hier bist du im Sympathikus (roter Pfad) plus ventralem Anteil (grüner Pfad in Unsicherheit) aktiv: Du passt dich an, bist freundlich, hilfsbereit – aus Angst, die Verbindung zu verlieren. Der funktionale Freeze hingegen ist kein Versuch zur Bindungssicherung, sondern ein innerer Überlebensmodus, der dich abschaltet, um dich zu schützen.

Oft kippt das Nervensystem nach längerem Fawn, wenn keine Resonanz kommt, in den Freeze. Weil der Versuch zu verbinden zu viel kostet. Und weil Wut als Ausstieg nicht sicher erscheint.

Zwei alltagsnahe Beispiele können das deutlich machen:

👉 Eine Frau ist seit Jahren in einer Beziehung. Früher hat sie versucht, durch Anpassung Konflikte zu vermeiden – sie war ständig bemüht, Harmonie zu sichern, sich nicht zu viel Raum zu nehmen. Sie war im Fawn-Modus. Doch es kam keine echte Resonanz. Ihre Bedürfnisse blieben unerfüllt. Heute ist sie noch in der Beziehung – aber innerlich längst ausgestiegen. Die Liebe ist weg. Sie funktioniert nur noch. Der Übergang vom Fawn in den funktionalen Freeze war fließend.

👉 Ähnlich im Arbeitskontext: Eine Erzieherin oder Lehrerin bemüht sich, es allen recht zu machen – Kolleg:innen, Eltern, Kindern. Sie sagt kaum Nein, übernimmt zusätzliche Aufgaben, bleibt freundlich, auch wenn sie innerlich überfordert ist. Das ist Fawn. Sie hat tief in sich die Befürchtung, dass sie anecken könnte. Doch mit der Zeit erschöpft sie sich dabei so sehr, dass sie irgendwann nur noch abarbeitet, krank wird. Sie fühlt sich abgeschnitten, müde, funktioniert einfach weiter – das ist funktionaler Freeze.

In beiden Fällen zeigt sich: Das Nervensystem hat seine Strategie angepasst. Was als Versuch zur Beziehungssicherung begann, endet im inneren Rückzug, wenn zu lange keine Resonanz, keine echte Verbindung spürbar ist.

"Heilt das wieder? Oder bleibe ich so?"
Du kannst dich wieder spüren. Du kannst lernen, dein Nervensystem sanft aus dem Freeze zu begleiten. Nicht über Leistung oder Disziplin – sondern über das Verstehen, das Anerkennen und kleine, regulierende Impulse.

Der erste Schritt ist: deinem Zustand einen Namen geben. Du bist nicht allein. Du bist nicht "komisch". Du bist in einem Schutzmodus.

In meinem 1:1 Coaching Inner Shift begleite ich Frauen, die viel leisten – aber sich selbst dabei verlieren. Die wieder fühlen wollen, wer sie sind, und wie sich Leben statt Funktionieren anfühlt.

Hier geht’s zur Infoseite

Wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest, lies in meinem Newsletter hier oder Blog weiter mit. Oder melde dich direkt bei mir – wir finden gemeinsam heraus, was dich wieder mit dir verbindet.

Kleiner Impuls für deinen Alltag:
Nimm dir einen Moment und frage dich: "Wie fühlt sich mein Inneres gerade an?"
Wenn da nichts ist: Auch das ist eine wertvolle Antwort. Es muss nicht sofort fühlbar sein. Es darf sich langsam wieder öffnen.

So wie eine meiner Coachees, die zu Beginn tief im Freeze verankert war und nun auf dem Weg zum Fawn ist. Nicht zwangsläufig der Zustand, in dem sie besser aufgehoben ist. Aber Fawn ist deutlich dichter an einem regulierteren Nervensystem dran. Der Anteil des ventralen Vaguszweiges ist darin nährbar und sorgt für die Möglichkeit in Beziehung Sicherheit zu entwickeln. 
Wichtig dabei: Der funktionale Freeze ist ein klarer Zustand deines Nervensystems. Fawn hingegen ist kein eigenständiger Nervensystemzustand, sondern eine unbewusst erlernte Schutzstrategie. Sie nutzt Anteile verschiedener Zustände – vor allem sympathische Aktivierung und etwas ventral-vagale Beziehungsfähigkeit – um Sicherheit über Anpassung zu schaffen. Beide dienen deinem Überleben, aber auf unterschiedliche Weise.
Weil in Fawn noch ventrale Energie fließt, ist dieser Modus oft näher an einem wirklich regulierten Zustand als der funktionale Freeze. Das bedeutet: Wenn Menschen in Fawn verlässliche Sicherheit und Co-Regulation erleben, kann ihr Nervensystem meist leichter in echte Regulation zurückfinden. „Näher dran“ heißt jedoch nicht „schon reguliert“ – Fawn bleibt eine Stressreaktion, auch wenn sie Beziehungsenergie nutzt.

Von hier aus ist sie überhaupt erst in der Lage, ihr Denken zu erfassen, nach Lösungswegen zu suchen. Und es wird leichter ihrem Nervensystem immer wieder Impulse der Regulation zu geben, die nachhaltig bleiben können, weil sie auch für sich selbst wieder beziehungsfähiger werden kann. Langsam. In kleinen Schritten, damit das Nervensystem auch wirklich mitkommen kann. Im Bremsen ist es schnell. Die Bremse wieder zu lösen braucht hingegen Zeit und Beziehungssicherheit. 


Du bist nicht falsch. Du hast gelernt zu überleben. Und jetzt darfst du lernen zu leben.


Montag, 14. Juli 2025

Wenn keine Pause mehr reicht – tiefe Erschöpfung verstehen

 

Du wachst müde auf. Dein Körper fühlt sich schwer an, als würde er durch nassen Sand waten. Der Tag beginnt, aber du bist schon am Ende. Selbst die kleinsten Aufgaben – eine Nachricht beantworten, der Wäscheberg, ein Gespräch – fühlen sich an wie ein Marathon. Und egal, wie sehr du dich bemühst, wie viele Pausen du dir nimmst: Es wird nicht besser.

Diese Form der Erschöpfung ist mehr als „nur müde“. Sie ist ein Zustand tief im Nervensystem. Und sie ist weit verbreitet – vor allem bei Frauen, die seit Jahren stark sind, durchhalten, funktionieren. Aber was da wie Schwäche erscheint, ist in Wahrheit eine Überlebensstrategie deines Körpers.

Warum du dich nicht „einfach mal entspannen“ kannst

Mona Delahooke beschreibt in ihrer Arbeit drei Pfade, die unser Nervensystem nutzen kann – je nachdem, wie sicher oder bedroht wir uns fühlen:

  • Grüner Pfad: Hier fühlen wir uns sicher, verbunden, handlungsfähig. Wir können kreativ sein, lachen, planen, fühlen.

  • Roter Pfad: Hier sind wir im Alarmmodus. Unser System kämpft oder flieht. Wir sind gereizt, angespannt, schnell überfordert.

  • Blauer Pfad: Der Rückzug. Wenn Kampf und Flucht zu lange waren, schaltet der Körper in einen Zustand von Erstarrung. Wir fühlen uns leer, müde, abgeschnitten. Nichts scheint mehr richtig zu uns durchzudringen. Manchmal liegt es aber auch daran, dass dein System gelernt hat, dass weder (Zu-)Flucht noch Kampf aussichtsreich sind.

Viele meiner Klientinnen befinden sich genau hier – im blauen Pfad. Oft ohne es zu wissen.

Das Window of Tolerance – wenn du rausfällst, obwohl du alles gibst

Dan Siegel beschreibt mit dem Window of Tolerance (WoT) den Bereich, in dem wir gut reguliert sind. In dem unser Nervensystem flexibel reagieren kann – auf Stress, auf Herausforderungen, auf Gefühle. Sind wir zu lange über- oder unterfordert, fliegen wir raus: nach oben (roter Pfad) oder unten (blauer Pfad).

Erschöpfung ist oft kein Mangel an Motivation. Sondern ein Zeichen, dass dein Nervensystem längst nicht mehr in diesem Fenster ist. Dass es chronisch überlastet ist – und abschaltet, um dich zu schützen.

„Aber ich will doch…“ – und kann trotzdem nicht

Viele Frauen sagen mir: „Ich will ja was verändern. Ich lese, ich verstehe mich. Aber ich komme nicht ins Tun.“ Auch das ist Ausdruck des blauen Pfads. Dein System hat gelernt: „Wenn ich stillhalte, passiert mir am wenigsten.“ Und das tut es nicht, um dich zu ärgern. Sondern um dich zu retten.

Nur: Du bist heute vielleicht gar nicht mehr in Gefahr. Aber dein Nervensystem weiß das nicht.

Der Weg zurück: Verbindung und Sicherheit

In meinem Coaching beginnen wir nicht mit To-Do-Listen oder „positivem Denken“. Sondern mit der tiefen Frage: Was braucht dein Nervensystem, um sich wieder sicher zu fühlen? Damit es Stück für Stück zurückkommen kann – in den grünen Bereich, in das Window of Tolerance.

Wir arbeiten mit deinem Körper. Mit Empfindungen. Mit Atem. Mit kleinen, aber wirkungsvollen Impulsen, die deinem System zeigen: „Ich bin da. Und ich bin sicher.“

Denn du bist nicht kaputt. Du bist erschöpft. Und du darfst lernen, wie du dich selbst wieder regulieren kannst.

 Ein erster kleiner Schritt zurück in die Verbindung

Wenn du das nächste Mal merkst, wie leer und müde du dich fühlst, dann halte einen Moment inne. Lege eine Hand auf dein Herz oder deinen Bauch – je nachdem, was sich stimmiger anfühlt. Atme tief ein und noch etwas länger aus. Und dann stell dir eine einfache Frage:

„Was wäre jetzt ein ganz kleiner, freundlicher Schritt für mich?“

Nicht der perfekte Plan. Kein großes Ziel. Sondern ein Impuls, der dir ein kleines Stück Sicherheit schenkt. Vielleicht ein Glas Wasser. Vielleicht ein paar Minuten Ruhe. Vielleicht einfach, dich kurz zu spüren.

Dein Nervensystem braucht nicht viel – aber es braucht Echtheit, Wiederholung und Mitgefühl.


Du möchtest tiefer gehen?

Dann lade ich dich herzlich zu einem kostenfreien und unverbindlichen Kennenlerngespräch ein. Wir schauen gemeinsam, wo du stehst, was dein System braucht – und wie ich dich auf deinem Weg begleiten kann.

👉 Hier geht’s zum unverbindlichen und kostenfreien Kennenlerngespräch mit mir

Mehr Infos zum Coaching findest du Hier

Du musst da nicht allein durch. Und es darf leichter werden – Schritt für Schritt. Ich bin super gern für dich da!

Montag, 16. Juni 2025

Durch die Nervensystemsbrille (1)

In diesem Artikel starte ich eine neue Reihe auf diesem Blog. Es geht darum stinknormale Alltagssituationen aus Familien, Kitas oder Schulen durch die Nervensystemsbrille zu betrachten und dadurch ein neues Verständnis zu bekommen und Ideen zu entwickeln, wie es zu einem nervensystemsfreundlicheren Handeln und Umfeld kommen kann.

Die heutige Situation ist folgende:

Der Sohn sagt nach dem letzten Besuch, er möchte nicht mehr zu Oma, weil er sich dort nicht verstanden oder echt gesehen fühlt.

Der Vater reagiert verunsichert, versucht, mit ihm darüber zu sprechen – und schlägt vor, er (der Sohn) könne das Oma selbst erklären.
Der Sohn schweigt.
Stattdessen bekommt er eine Nachricht von Oma: „Ich bin sehr traurig über das, was ich gehört habe. Ich hatte mich so auf dich gefreut…“

Was in ihnen passiert
💭 Innere Stimme des Vaters:
„Ich versteh meinen Sohn – irgendwie.
Aber ich will auch nicht, dass meine Mutter denkt, sie sei ihm nichts mehr wert.
Ich will nicht zwischen den Stühlen sitzen.
Warum sagt mein Sohn das nicht einfach selbst? Er ist doch kein kleines Kind mehr.“
💭 Innere Stimme des Sohnes:
„Ich will nicht, dass Oma traurig ist. Aber ich will auch nicht wieder dahin.
Sie fragt nicht wirklich, wie’s mir geht. Sie erzählt viel, kommentiert, wie ich aussehe, was ich machen soll…
Ich will nichts erklären. Ich will einfach nur… nicht hin müssen.“
💭 Innere Stimme der Oma:
„Ich verstehe das nicht. Ich gebe mir Mühe.
Ich hab mich so gefreut, dass er kommt – und jetzt sowas?
Warum sagt er denn nichts direkt zu mir? Ich bin so enttäuscht. Und verletzt.“

Durch die Nervensystemsbrille 

🧠 Nervensystem des Kindes:
„Ich bin in einem Zustand zwischen dorsal (Erstarrung) und sympathisch (Schutz/Rückzug).
Ich will nicht kämpfen. Ich will keine Schuldgefühle.
Aber ich hab keine Kapazität, mich zu erklären. Das fühlt sich nach Gefahr an. Ich muss uns schützen, indem ich ihn still mache.“

🧠 Nervensystem des Vaters:
„Ich bin in Aktivierung: Ich versuche zu vermitteln, zu erklären, zu retten. Das ist so anstrengend und unkomfortabel.
Ich verliere die Verbindung zu beiden.
Ich fühle mich ohnmächtig – also drücke ich meinen Sohn indirekt zur Verantwortung. Dann muss ich jetzt nichts weiter tun.“

🧠 Nervensystem der Oma:
„Ich erwarte Nähe – bekomme aber Rückzug.
Das löst Enttäuschung, vielleicht sogar alten Bindungsschmerz aus.
Ich reagiere nicht mit Wut – sondern mit Trauer und stillem Druck: ‚Schade, dass du mich so behandelst…‘, Wut ist dabei aber nicht erlaubt, denn sie ist gefährlich."

💡 Was in dieser Szene sichtbar wird:
Das Kind vermeidet nicht aus Respektlosigkeit, sondern aus Überforderung.
Der Vater steht zwischen Loyalitäten – ohne regulierte Klarheit.
Die Großmutter sucht Verbindung, aber erzeugt emotionale Schuld – ungewollt.
Und niemand erkennt sich (und seine Geschichte) dabei selbst oder ist tatsächlich in der Lage, die Perspektive des anderen einzunehmen und zu vefstehen. Keine Beziehung zwischen den Beteiligten, nur Trennung.

💬 Was helfen könnte:
Nicht: „Du musst das sagen.“
Sondern: „Ich sehe, dass dir das schwerfällt. Du musst dich nicht erklären – aber du darfst klar für dich sorgen.“
Oder auch:
„Mama, ich weiß, du bist traurig.
Aber vielleicht ist gerade wichtig, dass wir hören, was mein Sohn fühlt – und ihm das nicht mit Traurigkeit aufladen.“
Doch genau dafür bräuchte der Vater ein klarer reguliertes Nervensystem in Sicherheit. Oder die Oma könnte mit einem regulierteren Nervensystem erkennen, was ihr Anteil an der Geschichte ist und sich auf den Enkel zubewegen, sein Anliegen ernstnehmen und künftig anders auf ihn eingehen. Der Junge ist das Kind. Er hat nicht gelernt, seinen Stress anders als mit Rückzug zu beantworten.

🧭 Und aus NOE*-Sicht?
Dies ist ein Paradebeispiel für:
- Co-Regulationsbedarf auf allen Seiten
- Verwechslung von Bindung mit Harmoniepflicht
- Unklarheit über Zuständigkeit in Beziehungsklärung

In der nervensystemsorientierten Entwicklungsbegleitung (NOE*) geht es darum, sowohl meinen eigenen Nervensystemszustand, als auch den der anderen Personen immer besser zu erkennen und zu verstehen und nervensystemsorientiert zu agieren. Dafür braucht es zu allererst einen günstig regulierten Erwachsenen, der diesen Weg startet.
Du musst damit nicht warten, bis du "fertig reguliert bist". Sondern du kannst direkt starten. Heute. Mit jedem Fitzel an Wissen und Selbsterleben in deinem Körper veränderst du eure Welt. Du bildest eine Schutzinsel für dein Nervensystem, für die der Menschen, die du begleitest und mit denen du diese Aufgabe gemeinsam gestaltest. Und mit jeder Insel verändern wir die Landkarte.

Wenn du dabei Unterstützung möchtest, dann bin ich super gern für dich da! Alle Informationen zu meinem Begleitungsprozess findest du HIER
Ich freue mich auf dich!

Sonntag, 8. Juni 2025

Mehr Personal, mehr Räume, mehr Geld – ist das die Lösung?

In einem Instagrambeitrag von Uschi Drude wurde kürzlich eine Frage aufgeworfen, die in pädagogischen Kontexten immer wieder heiß diskutiert wird und mir auch in meiner Arbeit oft begegnet: 

Würden mehr Personal, mehr Zeit, mehr Räume wirklich helfen, damit wir Kindern zugewandter, entspannter und präsenter begegnen können?

Eine berechtigte Frage – und eine, die auf den ersten Blick scheinbar einfach zu beantworten ist.

Die Illusion vom „Mehr“

Meine Erfahrung – sowohl aus der eigenen Zeit in Einrichtungen als auch aus zahlreichen Seminaren und Teamcoachings – ist überraschend:

Mehr Personal führt nicht automatisch zu mehr Qualität. Manchmal sogar im Gegenteil.

Denn je mehr Menschen da sind, desto leichter passiert es, dass Verantwortung diffus wird. Dass man sich darauf verlässt, „die anderen“ würden sich schon kümmern. Dass weniger verbindliche Absprachen getroffen werden – und weniger Selbstverantwortung übernommen wird.

Klar: Eine konstant gute Besetzung ist wünschenswert. Sie schafft überhaupt erst die Basis, um in Beziehung zu gehen, auf Bedürfnisse zu reagieren und pädagogisch sinnvoll zu begleiten.

Aber: Wenn Haltung, Kommunikation und Verantwortung nicht mitwachsen, verändert sich am Kern nichts.

Warum Haltung unter Stress zerbricht

Diese Beobachtung lässt sich auch neurobiologisch erklären. Denn all die Dinge, die ein gutes Miteinander ausmachen – also z. B. klare Kommunikation, ehrliche Rückmeldungen, Mitverantwortung, gegenseitige Regulation – sind nur zugänglich, wenn wir uns innerhalb unseres Stresstoleranzfensters befinden.

Unsere Haltung – also unsere bewusste innere Einstellung und Entscheidung – funktioniert vor allem dann, wenn unser Nervensystem im sogenannten social engagement system aktiv ist. Dieser Bereich ist die Voraussetzung für Verbindung, Reflexion und Zuhören.

Sobald wir aber dauerhaft unter Stress stehen (und das tun viele Fachkräfte im pädagogischen Alltag), verlassen wir dieses Fenster. 

Und dann…

… greifen automatisch alte Schutzstrategien.

… re-agieren wir statt zu agieren.

… greifen Muster, die nicht aus unserer Überzeugung, sondern aus Überleben entstehen.

Warum weniger manchmal mehr Klarheit bringt

Man könnte jetzt sagen: Na gut, dann brauchen wir halt mehr Personal, um den Stress zu senken!

Stimmt. Und stimmt auch in gewisser Weise wieder nicht.

Denn: Stress schärft an manchen Stellen auch den Fokus. Lass uns das in einem Beispiel ansehen:

Da ist eine steinzeitliche Jagdgruppe, die seit Tagen nichts gegessen hat: Es wird nicht lang diskutiert, sondern klar abgesprochen, wer was übernimmt. Jeder weiß, dass er gebraucht wird – und trägt Verantwortung.

Diese Art von Klarheit entsteht nicht durch Entspannung, sondern durch Druck. Und obwohl sie funktional ist, basiert sie nicht auf echter Verbindung, sondern auf ÜbÜberlebensmodus.

Wenn das lange so war und in sehr vielen Einrichtungen ist das der Normalfall, passiert etwas spannendes, wenn mehr Personal da ist:

Sobald dann doch mal etwas mehr Sicherheit ins System kommt – weil z. B. das Team aufgestockt wurde – passiert oft Folgendes:

➡️ Die Erschöpfung wird spürbar.
➡️ Der angestaute Frust.
➡️ Die Überforderung.
➡️ Die Schutzstrategien, die bislang unterdrückt waren, tauchen auf.

Denn das Nervensystem merkt: Jetzt darf ich ein bisschen loslassen.

Aber genau dann braucht es Begleitung. Regulation. Achtsame Prozesse.

Was es wirklich braucht

Natürlich brauchen wir gute Rahmenbedingungen.
Unbedingt sogar!!! Sie schaffen überhaupt erst die Möglichkeit für gesunde, stabile Arbeit. Und für weniger Stress in allen beteiligten Nervensystemen.

Aber sie sind nur die halbe Lösung.

Die andere Hälfte liegt in jedem einzelnen von uns.

In unserer Fähigkeit, uns selbst zu regulieren.

Uns zu spüren.

In Beziehung zu gehen.

Und bewusst Verantwortung zu übernehmen – für das eigene Handeln, für die eigene Haltung.

Denn Stress ist nicht das tiefliegende Problem. (ich höre euch schon schreien "Waaas? Bist du verrückt? Na klar ist es das! 🫣)

Unregulierter Stress ist es.

Und das Gute ist:
Regulation kann man lernen.
Und genau da dürfen wir ansetzen – jede:r Einzelne.
Heute. Nicht erst, wenn „das System“ sich ändert.
Und ja, auch außerhalb der eigentlich Arbeitszeit!!!!

Und genau da setzt mein Coaching an. Also wenn du dich in diesem Artikel wiedererkennst oder dich sogar getriggert fühlst, dann könnte meine körper- und bedürfnisorientierte Begleitung dir deutlich mehr Leichtigkeit bringen. Du findest alle Informationen ➡️ Hier!

Danke für deine Zeit!


Freitag, 30. Mai 2025

Wenn Co-Regulation nicht mehr "nett" ist, sondern notwendig

Warum Erwachsene, die fein spüren und Kinder sehen, oft müder sind als andere – und weshalb wir dringend über kollektive Erschöpfung sprechen müssen


Ich werde als Mutter oft mit Vorwürfen konfrontiert. Mal ausgesprochen, mal subtil. Worte, Blicke, Gedanken, die mir sagen sollen, was "richtig" wäre. Was man über meinen Umgang mit meinen Kindern denken könnte. Dabei sind diese Bewertungen und die Menschen, die sie äußern selten so offen, dass es ihnen um Mitgefühl und Verständnis geht. Um dazulernen, oder Perspektiven wechseln. Und manchmal kommen diese Vorwürfe verpackt als Verständnis. Als Versuch, mich zu "verstehen". Als Einladung zum Rechtfertigen, um dann doch persönlich angegriffen zu sein oder weitere Bewertungen zu adressieren.

Und ich bin müde. Müde davon, mich erklären zu müssen (oder zu gleuben, ich müsste das - das ist meine Baustelle!). Müde davon, dass Individualität in Familien oft als Egoismus und fehlender Respekt missverstanden wird. Dass Selbstschutz mit Schwäche gleichgesetzt wird. Dass das feine Spüren von Grenzen von Kindern als "zu empfindlich" oder "nicht belastbar" abgetan wird. Und meine Unterstützung als Gluckenverhalten und verweichlichend betrachtet wird.

Ich bin müde davon, dass das So-Sein meiner Kinder (und so unfassbar vieler anderer) als Problem gelesen wird. Dass selbst Fachpersonen mir erklären, ich dürfe nicht immer co-regulieren, als wäre das ein Luxus oder eine Übergriffigkeit.

Aber was ist mit der Tatsache, dass mein Kind in einer Welt lebt, die es ständig überfordert, in der es sich nicht sicher genug fühlt, nicht gemeint ist, nicht willkommen scheint? Was ist, wenn ich die Einzige bin, die ihm erlaubt, einfach zu sein?

Co-Regulation ist keine Methode. Sie ist keine Option. Sie ist eine Antwort auf eine Welt, die oft kein Zuhause für uns Kinder ist.

Ich sehe die Schutzstrategien meiner Kinder. Die feinen und die heftigen. Ich sehe die Fluchtimpulse. Die Traurigkeit hinter der Wut. Die Erschöpfung hinter dem Schweigen.

Und ich frage mich: Warum spricht niemand über die kollektive Erschöpfung?

Über die stille Dauerüberforderung von Erwachsenen, die fühlen, statt nur zu funktionieren. Die Beziehung zu sich und ihren Kindern in den Fokus nehmen. Die mittragen, was das System abwälzt. Die verstehen, wo andere urteilen. Die halten, wo andere distanzieren.

Es ist an der Zeit, dass wir diese Müdigkeit nicht mehr nur als individuelles Scheitern betrachten. Sondern als systemische Folge.

Wir brauchen keine besseren Erwachsenen. Wir brauchen sicherere Räume. Für Kinder. Und für die, die sie begleiten.

Denn Co-Regulation ist kein Extra. Sie ist das Fundament.

Und ja: Sie macht allzuoft "müdemüde". Wenn man sie alleine tragen muss.

Lasst uns anfangen, darüber zu sprechen. Leise. Deutlich. Wahr.

Gedankenkarussell: wenn dein Kopf nicht aufhört zu denken

Ich denke so viel – ich wünschte, ich könnte es einfach abstellen. Du liegst nachts wach. Dein Kopf rattert. Du planst. Zweifelst. Ana...