Montag, 16. Juni 2025

Durch die Nervensystemsbrille (1)

In diesem Artikel starte ich eine neue Reihe auf diesem Blog. Es geht darum stinknormale Alltagssituationen aus Familien, Kitas oder Schulen durch die Nervensystemsbrille zu betrachten und dadurch ein neues Verständnis zu bekommen und Ideen zu entwickeln, wie es zu einem nervensystemsfreundlicheren Handeln und Umfeld kommen kann.

Die heutige Situation ist folgende:

Der Sohn sagt nach dem letzten Besuch, er möchte nicht mehr zu Oma, weil er sich dort nicht verstanden oder echt gesehen fühlt.

Der Vater reagiert verunsichert, versucht, mit ihm darüber zu sprechen – und schlägt vor, er (der Sohn) könne das Oma selbst erklären.
Der Sohn schweigt.
Stattdessen bekommt er eine Nachricht von Oma: „Ich bin sehr traurig über das, was ich gehört habe. Ich hatte mich so auf dich gefreut…“

Was in ihnen passiert
💭 Innere Stimme des Vaters:
„Ich versteh meinen Sohn – irgendwie.
Aber ich will auch nicht, dass meine Mutter denkt, sie sei ihm nichts mehr wert.
Ich will nicht zwischen den Stühlen sitzen.
Warum sagt mein Sohn das nicht einfach selbst? Er ist doch kein kleines Kind mehr.“
💭 Innere Stimme des Sohnes:
„Ich will nicht, dass Oma traurig ist. Aber ich will auch nicht wieder dahin.
Sie fragt nicht wirklich, wie’s mir geht. Sie erzählt viel, kommentiert, wie ich aussehe, was ich machen soll…
Ich will nichts erklären. Ich will einfach nur… nicht hin müssen.“
💭 Innere Stimme der Oma:
„Ich verstehe das nicht. Ich gebe mir Mühe.
Ich hab mich so gefreut, dass er kommt – und jetzt sowas?
Warum sagt er denn nichts direkt zu mir? Ich bin so enttäuscht. Und verletzt.“

Durch die Nervensystemsbrille 

🧠 Nervensystem des Kindes:
„Ich bin in einem Zustand zwischen dorsal (Erstarrung) und sympathisch (Schutz/Rückzug).
Ich will nicht kämpfen. Ich will keine Schuldgefühle.
Aber ich hab keine Kapazität, mich zu erklären. Das fühlt sich nach Gefahr an. Ich muss uns schützen, indem ich ihn still mache.“

🧠 Nervensystem des Vaters:
„Ich bin in Aktivierung: Ich versuche zu vermitteln, zu erklären, zu retten. Das ist so anstrengend und unkomfortabel.
Ich verliere die Verbindung zu beiden.
Ich fühle mich ohnmächtig – also drücke ich meinen Sohn indirekt zur Verantwortung. Dann muss ich jetzt nichts weiter tun.“

🧠 Nervensystem der Oma:
„Ich erwarte Nähe – bekomme aber Rückzug.
Das löst Enttäuschung, vielleicht sogar alten Bindungsschmerz aus.
Ich reagiere nicht mit Wut – sondern mit Trauer und stillem Druck: ‚Schade, dass du mich so behandelst…‘, Wut ist dabei aber nicht erlaubt, denn sie ist gefährlich."

💡 Was in dieser Szene sichtbar wird:
Das Kind vermeidet nicht aus Respektlosigkeit, sondern aus Überforderung.
Der Vater steht zwischen Loyalitäten – ohne regulierte Klarheit.
Die Großmutter sucht Verbindung, aber erzeugt emotionale Schuld – ungewollt.
Und niemand erkennt sich (und seine Geschichte) dabei selbst oder ist tatsächlich in der Lage, die Perspektive des anderen einzunehmen und zu vefstehen. Keine Beziehung zwischen den Beteiligten, nur Trennung.

💬 Was helfen könnte:
Nicht: „Du musst das sagen.“
Sondern: „Ich sehe, dass dir das schwerfällt. Du musst dich nicht erklären – aber du darfst klar für dich sorgen.“
Oder auch:
„Mama, ich weiß, du bist traurig.
Aber vielleicht ist gerade wichtig, dass wir hören, was mein Sohn fühlt – und ihm das nicht mit Traurigkeit aufladen.“
Doch genau dafür bräuchte der Vater ein klarer reguliertes Nervensystem in Sicherheit. Oder die Oma könnte mit einem regulierteren Nervensystem erkennen, was ihr Anteil an der Geschichte ist und sich auf den Enkel zubewegen, sein Anliegen ernstnehmen und künftig anders auf ihn eingehen. Der Junge ist das Kind. Er hat nicht gelernt, seinen Stress anders als mit Rückzug zu beantworten.

🧭 Und aus NOE*-Sicht?
Dies ist ein Paradebeispiel für:
- Co-Regulationsbedarf auf allen Seiten
- Verwechslung von Bindung mit Harmoniepflicht
- Unklarheit über Zuständigkeit in Beziehungsklärung

In der nervensystemsorientierten Entwicklungsbegleitung (NOE*) geht es darum, sowohl meinen eigenen Nervensystemszustand, als auch den der anderen Personen immer besser zu erkennen und zu verstehen und nervensystemsorientiert zu agieren. Dafür braucht es zu allererst einen günstig regulierten Erwachsenen, der diesen Weg startet.
Du musst damit nicht warten, bis du "fertig reguliert bist". Sondern du kannst direkt starten. Heute. Mit jedem Fitzel an Wissen und Selbsterleben in deinem Körper veränderst du eure Welt. Du bildest eine Schutzinsel für dein Nervensystem, für die der Menschen, die du begleitest und mit denen du diese Aufgabe gemeinsam gestaltest. Und mit jeder Insel verändern wir die Landkarte.

Wenn du dabei Unterstützung möchtest, dann bin ich super gern für dich da! Alle Informationen zu meinem Begleitungsprozess findest du HIER
Ich freue mich auf dich!

Sonntag, 8. Juni 2025

Mehr Personal, mehr Räume, mehr Geld – ist das die Lösung?

In einem Instagrambeitrag von Uschi Drude wurde kürzlich eine Frage aufgeworfen, die in pädagogischen Kontexten immer wieder heiß diskutiert wird und mir auch in meiner Arbeit oft begegnet: 

Würden mehr Personal, mehr Zeit, mehr Räume wirklich helfen, damit wir Kindern zugewandter, entspannter und präsenter begegnen können?

Eine berechtigte Frage – und eine, die auf den ersten Blick scheinbar einfach zu beantworten ist.

Die Illusion vom „Mehr“

Meine Erfahrung – sowohl aus der eigenen Zeit in Einrichtungen als auch aus zahlreichen Seminaren und Teamcoachings – ist überraschend:

Mehr Personal führt nicht automatisch zu mehr Qualität. Manchmal sogar im Gegenteil.

Denn je mehr Menschen da sind, desto leichter passiert es, dass Verantwortung diffus wird. Dass man sich darauf verlässt, „die anderen“ würden sich schon kümmern. Dass weniger verbindliche Absprachen getroffen werden – und weniger Selbstverantwortung übernommen wird.

Klar: Eine konstant gute Besetzung ist wünschenswert. Sie schafft überhaupt erst die Basis, um in Beziehung zu gehen, auf Bedürfnisse zu reagieren und pädagogisch sinnvoll zu begleiten.

Aber: Wenn Haltung, Kommunikation und Verantwortung nicht mitwachsen, verändert sich am Kern nichts.

Warum Haltung unter Stress zerbricht

Diese Beobachtung lässt sich auch neurobiologisch erklären. Denn all die Dinge, die ein gutes Miteinander ausmachen – also z. B. klare Kommunikation, ehrliche Rückmeldungen, Mitverantwortung, gegenseitige Regulation – sind nur zugänglich, wenn wir uns innerhalb unseres Stresstoleranzfensters befinden.

Unsere Haltung – also unsere bewusste innere Einstellung und Entscheidung – funktioniert vor allem dann, wenn unser Nervensystem im sogenannten social engagement system aktiv ist. Dieser Bereich ist die Voraussetzung für Verbindung, Reflexion und Zuhören.

Sobald wir aber dauerhaft unter Stress stehen (und das tun viele Fachkräfte im pädagogischen Alltag), verlassen wir dieses Fenster. 

Und dann…

… greifen automatisch alte Schutzstrategien.

… re-agieren wir statt zu agieren.

… greifen Muster, die nicht aus unserer Überzeugung, sondern aus Überleben entstehen.

Warum weniger manchmal mehr Klarheit bringt

Man könnte jetzt sagen: Na gut, dann brauchen wir halt mehr Personal, um den Stress zu senken!

Stimmt. Und stimmt auch in gewisser Weise wieder nicht.

Denn: Stress schärft an manchen Stellen auch den Fokus. Lass uns das in einem Beispiel ansehen:

Da ist eine steinzeitliche Jagdgruppe, die seit Tagen nichts gegessen hat: Es wird nicht lang diskutiert, sondern klar abgesprochen, wer was übernimmt. Jeder weiß, dass er gebraucht wird – und trägt Verantwortung.

Diese Art von Klarheit entsteht nicht durch Entspannung, sondern durch Druck. Und obwohl sie funktional ist, basiert sie nicht auf echter Verbindung, sondern auf ÜbÜberlebensmodus.

Wenn das lange so war und in sehr vielen Einrichtungen ist das der Normalfall, passiert etwas spannendes, wenn mehr Personal da ist:

Sobald dann doch mal etwas mehr Sicherheit ins System kommt – weil z. B. das Team aufgestockt wurde – passiert oft Folgendes:

➡️ Die Erschöpfung wird spürbar.
➡️ Der angestaute Frust.
➡️ Die Überforderung.
➡️ Die Schutzstrategien, die bislang unterdrückt waren, tauchen auf.

Denn das Nervensystem merkt: Jetzt darf ich ein bisschen loslassen.

Aber genau dann braucht es Begleitung. Regulation. Achtsame Prozesse.

Was es wirklich braucht

Natürlich brauchen wir gute Rahmenbedingungen.
Unbedingt sogar!!! Sie schaffen überhaupt erst die Möglichkeit für gesunde, stabile Arbeit. Und für weniger Stress in allen beteiligten Nervensystemen.

Aber sie sind nur die halbe Lösung.

Die andere Hälfte liegt in jedem einzelnen von uns.

In unserer Fähigkeit, uns selbst zu regulieren.

Uns zu spüren.

In Beziehung zu gehen.

Und bewusst Verantwortung zu übernehmen – für das eigene Handeln, für die eigene Haltung.

Denn Stress ist nicht das tiefliegende Problem. (ich höre euch schon schreien "Waaas? Bist du verrückt? Na klar ist es das! 🫣)

Unregulierter Stress ist es.

Und das Gute ist:
Regulation kann man lernen.
Und genau da dürfen wir ansetzen – jede:r Einzelne.
Heute. Nicht erst, wenn „das System“ sich ändert.
Und ja, auch außerhalb der eigentlich Arbeitszeit!!!!

Und genau da setzt mein Coaching an. Also wenn du dich in diesem Artikel wiedererkennst oder dich sogar getriggert fühlst, dann könnte meine körper- und bedürfnisorientierte Begleitung dir deutlich mehr Leichtigkeit bringen. Du findest alle Informationen ➡️ Hier!

Danke für deine Zeit!


Freitag, 30. Mai 2025

Wenn Co-Regulation nicht mehr "nett" ist, sondern notwendig

Warum Erwachsene, die fein spüren und Kinder sehen, oft müder sind als andere – und weshalb wir dringend über kollektive Erschöpfung sprechen müssen


Ich werde als Mutter oft mit Vorwürfen konfrontiert. Mal ausgesprochen, mal subtil. Worte, Blicke, Gedanken, die mir sagen sollen, was "richtig" wäre. Was man über meinen Umgang mit meinen Kindern denken könnte. Dabei sind diese Bewertungen und die Menschen, die sie äußern selten so offen, dass es ihnen um Mitgefühl und Verständnis geht. Um dazulernen, oder Perspektiven wechseln. Und manchmal kommen diese Vorwürfe verpackt als Verständnis. Als Versuch, mich zu "verstehen". Als Einladung zum Rechtfertigen, um dann doch persönlich angegriffen zu sein oder weitere Bewertungen zu adressieren.

Und ich bin müde. Müde davon, mich erklären zu müssen (oder zu gleuben, ich müsste das - das ist meine Baustelle!). Müde davon, dass Individualität in Familien oft als Egoismus und fehlender Respekt missverstanden wird. Dass Selbstschutz mit Schwäche gleichgesetzt wird. Dass das feine Spüren von Grenzen von Kindern als "zu empfindlich" oder "nicht belastbar" abgetan wird. Und meine Unterstützung als Gluckenverhalten und verweichlichend betrachtet wird.

Ich bin müde davon, dass das So-Sein meiner Kinder (und so unfassbar vieler anderer) als Problem gelesen wird. Dass selbst Fachpersonen mir erklären, ich dürfe nicht immer co-regulieren, als wäre das ein Luxus oder eine Übergriffigkeit.

Aber was ist mit der Tatsache, dass mein Kind in einer Welt lebt, die es ständig überfordert, in der es sich nicht sicher genug fühlt, nicht gemeint ist, nicht willkommen scheint? Was ist, wenn ich die Einzige bin, die ihm erlaubt, einfach zu sein?

Co-Regulation ist keine Methode. Sie ist keine Option. Sie ist eine Antwort auf eine Welt, die oft kein Zuhause für uns Kinder ist.

Ich sehe die Schutzstrategien meiner Kinder. Die feinen und die heftigen. Ich sehe die Fluchtimpulse. Die Traurigkeit hinter der Wut. Die Erschöpfung hinter dem Schweigen.

Und ich frage mich: Warum spricht niemand über die kollektive Erschöpfung?

Über die stille Dauerüberforderung von Erwachsenen, die fühlen, statt nur zu funktionieren. Die Beziehung zu sich und ihren Kindern in den Fokus nehmen. Die mittragen, was das System abwälzt. Die verstehen, wo andere urteilen. Die halten, wo andere distanzieren.

Es ist an der Zeit, dass wir diese Müdigkeit nicht mehr nur als individuelles Scheitern betrachten. Sondern als systemische Folge.

Wir brauchen keine besseren Erwachsenen. Wir brauchen sicherere Räume. Für Kinder. Und für die, die sie begleiten.

Denn Co-Regulation ist kein Extra. Sie ist das Fundament.

Und ja: Sie macht allzuoft "müdemüde". Wenn man sie alleine tragen muss.

Lasst uns anfangen, darüber zu sprechen. Leise. Deutlich. Wahr.

Donnerstag, 29. Mai 2025

Monatskolumne Mai 25

Was mir gut getan hat und wie es weitergeht

Der Mai war ein Monat der Kontraste: Rückzug und Wachstum, Stille und Klarheit. In meinem kurzen Urlaub in Dresden konnte ich erleben, wie wichtig echte Pausen sind – für mein Nervensystem, für meine Kreativität, für meine Klarheit. Ich habe gespürt, was mir guttut: Zeit im Grünen, gutes und körpernährendes Essen, echte Gespräche und Nähe zu Lieblingsmenschen.

Fachlicher Tiefgang und neue Erkenntnisse

Der Fachtag zur gewaltfreien Kindheit war für mich nicht nur eine berufliche, sondern auch eine persönliche Vertiefung. Ich habe mich erneut mit der Frage auseinandergesetzt, wie das eigene Sicherheitsempfinden unser Verhalten beeinflusst – bei Kindern wie bei Erwachsenen. Der Blick durch die Nervensystemsbrille wird für mich immer wieder zur Erklärung und Inspiration. Besonders spannend war in diesem Zusammenhang aber auch das Erkennen, wie stark sich mein eigener Nervensystemszustand im vergangenen Jahr entwickelt hat. Darüber habe ich in folgendem Post auf meinem Instakanal geschrieben: 👉Instabeitrag

Mein erster Onlinekurs: [Grounded]

Am 16.05.25 ging [Grounded] offiziell an den Start – mein erster Onlinekurs, der Menschen begleitet, sich selbst und ihr Nervensystem besser zu verstehen. Der Launch verlief nicht so, wie ich es mir vielleicht heimlich gewünscht hatte. Aber er war wertvoll. Denn er hat mir gezeigt, was ich bereits alles aufgebaut habe und wie viel Mut es braucht, sichtbar zu sein. So habe ich das aber am Anfang überhaupt nicht sehen können. Es hat gedauert, bis ich es nicht auf mich beziehen konnte. Es hat gedauert, bis ich die Learnings sehen konnte. Damit möchte ich es nicht schön reden. Ich bin kein Freund von "positivem Denken um jeden Preis". Es klappte erst, als ich annehmen konnte, was war: ich stehe am Anfang und das war nicht der große Durchbruch, den ich mir gewünscht habe. Und tatsächlich hatte ich mir vorher eingeredet, dass mein Ziel mit diesem Kurs erreicht haben werde, wenn nur allein eine Person den Kurs bucht und durchläuft. Ich habe erst dann erkannt, dass ich scheinbar doch andere Wünsche hatte. (Eine Lehre über Eigenwahrnehmung und Selbstbetrug). Und in diesem Zusammenhang habe ich ein neues spannendes Übungsfeld in mir gefunden, dem ich mich seither in Minischritten annähere, alte Wunden vorsichtig erspüre, notwendige Tränen habe fließen lassen und die ich mit dem wundervollen Tool der Triggerdekonditionierung langsam aber sicher auflöse.

Krankheit, Klarheit & Kern

Ebenfalls im Mai hat mich eine Infektion ausgebremst – körperlich wie emotional. Ich war gezwungen, langsamer zu werden, musste Tage lang im Bett verbringen. Und das war gut. In dieser verlangsamten Zeit habe ich erkannt: Ich trage ein Thema schon lange mit mir herum, das nun gesehen werden will. Ich habe meinen Kern wiedergefunden. Und ich war mutig genug meine Ideen in Worte zu fassen und an unterschiedliche Verlage zu schicken. In meinem Buchprojekt geht es um sichere Kindheiten, um regulierte Erwachsene, um Co-Regulation und echtes Verständnis. Ich schreibe es nicht nur als Coachin oder Pädagogin. Ich schreibe es als Mensch, der sich wünscht, dass wir einander besser verstehen – auf Nervensystemsebene. Und all meine Erfahrungen als Fachkraft, Evaluatorin, als Dozentin an der Fachschule und als Referentin haben mir gezeigt, dass diese Brille längst überfällig ist. Selbst die jüngsten Erfahrungen und Gespräche bestätigen mir diese Notwendigkeit. Also drückt die Daumen, dass ich positive Antwort bekomme.

Der Juni wird aktiv

Der Juni wird der letzte Monat meiner Anstellung sein – ein Monat voller Übergänge. Es wird viele kleine und große Aufgaben geben, die noch bis zum 30.6 von meinem Schreibtisch verschwinden wollen. Da ist Unsicherheit. Aber auch große Vorfreude.

Ich werde weiter an meinem Buch arbeiten, auch wenn Antworten von Verlagen noch offen bleiben. Da fließt viel Herzblut ein und es gibt Dinge, die unbedingt gesagt werden müssen. Auch wenn auch hier wieder viel Unsicherheit mitschwingt. Sowohl was diese Dinge betrifft, die ausgesprochen gehören, weil sie mich und meine Meinung zeigen werden und ich bereits viele Erfahrungen von Disharmonie und Unverständnis diesbezüglich erleben musste. Aber auch, weil ich ein, für meine Verhältnisse sehr unstrukturiertes Manuskript im Zwischenzustand abgegeben habe... (du siehst, ich habe auch noch viele Aspekte in mir, die angesehen werden wollen!😂)

Neue spannende Blogartikel warten in der Pipeline und vielleicht komme ich noch dazu ein Sommerangebot zu entwickeln, das da in mir schlummert. 
 
Und ich hoffe, ich kann einige von euch in einem kostenfreien Kennenlerngespräch treffen – für ein Coaching, das dich in deinem Alltag unterstützt. Denn für alle, die im Zeitraum vom 1.6. bis 15.7 ein Kennenlerngespräch mit mir vereinbaren, gibt es 20% Sommerstartbonus auf meine Coachingpakete.
Wenn du mehr darüber wissen willst, dann schau mal hier vorbei!


Und jetzt kommst du:

👉Was hat dich im Mai bewegt? 
Was hat dich herausgefordert? 
Was waren nährende Erfahrungen? 
Was passiert in deinem Körper, wenn du an deinen Mai denkst?

👉Hat dein Mai dir geholfen auf deinem ganz eigenen Weg zu bleiben?

👉Wer oder was hat dich im Mai unterstützt?

👉Was hast du Neues im Mai gelernt?

👉Was möchtest du im Juni für dich?

👉Wie möchtest du dich fühlen?
Was könnte dich darin unterstützen?

👉Was steht an und in welcher Reihenfolge?

👉Wo wünschst du dir mehr Sicherheit oder Verbindung?

👉Was möchtest du am 30.6 über deinen Juni sagen können?

Schreib mir gern – per Mail oder Nachricht. Ich freue mich auf jedes Wort!

 

Ich wünsche dir eine möglichst nervensystemfreundliche Zeit!


Donnerstag, 8. Mai 2025

Warum wir in Stressmomenten nicht klar denken können – und was du stattdessen brauchst

Kennst du das?
Du steckst mitten in einem Konflikt, eine Entscheidung muss her, oder dein Kind weint – und du spürst, wie dein Kopf leer wird. Kein klarer Gedanke mehr, kein Zugriff auf all das, was du eigentlich „weißt“. Du funktionierst vielleicht noch irgendwie. Aber klar denken? Fühlen? Handeln aus innerer Sicherheit? Fehlanzeige.

Warum das so ist:
In Stressmomenten übernimmt das autonome Nervensystem das Ruder. Es hat genau eine Aufgabe: dich zu schützen. Und zwar schnell.
Klarheit, Reflexion, gute Entscheidungen – das alles ist Luxus aus Sicht deines Körpers, wenn er gerade glaubt, dass Gefahr droht. Dann heißt es: Flucht, Kampf oder Erstarrung. 

Dafür braucht dein Körper keine bewusste Entscheidung – nur ein inneres Gefühl von Unsicherheit. Er entscheidet doppelt so schnell als dein Denkgehirn es könnte, ob das, was er im Innen und Außen (Neurzeption) erfährt, auch nur eine Nuance von Gefahr wittern kann. Bis du überhaupt mitbekommst, worum es gerade geht, hat dein Körper (dein Nervensystem) bereits alles nötige in die Wege geleitet, um dich in Sicherheit zu bringen. Je gestresster dein System dauerhaft ist, desto schneller ist das innere Maß voll – und das Sicherheitsprogramm läuft los.

Und das passiert dann:

Wenn wir gestresst sind, wird der präfrontale Kortex – also das Zentrum für bewusstes, klares Denken – heruntergefahren. Stattdessen springt das Überlebensprogramm an. Nicht, weil du „zu emotional“ bist. Sondern weil dein System versucht, dich zu retten. Immer wieder. Auch wenn die Gefahr nur im Subtext liegt und gerade eigentlich gar nicht so akut ist. (Was du aber gerade gar nicht so klar erkennen kannst!)

Was du stattdessen brauchst:
Was wir in solchen Momenten brauchen, ist keine neue To-Do-Liste. Kein gut gemeinter Ratschlag. Kein „Denk doch mal logisch“.
Was wir brauchen, ist Orientierung – und die innere Erfahrung von Sicherheit.
Eine innere Idee von „Ich bin gerade, hier und jetzt, sicher genug“.
Und genau das lässt sich kultivieren – Schritt für Schritt.

Wenn dein Nervensystem sich regulieren kann, kommt dein Denken zurück. Deine Verbindung zu dir wird spürbarer. Und damit auch dein Handlungsspielraum.

Wenn du spüren willst, wie sich echte Sicherheit anfühlen kann – vielleicht ist Grounded genau dein nächster Schritt.
In meinem Audiokurs [Grounded] geht es genau darum:
Wie du dir – mitten im Trubel – ein inneres Sicherheitsnetz aufbaust.
Nicht laut, nicht dramatisch.
Sondern leise, zuverlässig und tief.

Du musst nicht „besser funktionieren“.
Du darfst dich wieder spüren.
Denn wenn du dich in dir sicher fühlst, verändert sich alles.

 

 

Sonntag, 4. Mai 2025

Monatsrückblick April – Zwischen Kraft und Kontrollverlust

Der April war intensiv. In jeder Hinsicht.

Er hat mich wachsen lassen – und gleichzeitig ordentlich durchgerüttelt.

Ich habe gemerkt, wie sehr ich in mir verankert bin – und wie schnell ich aus dieser Verankerung auch wieder herausgeschleudert werden kann.

Denn: Ich bin Opfer von Social Engineering geworden. (Aber dadurch konnte ich einen echten und wesentlichen Triggerpunkt von mir erkennen und bisher gedachtes neu ausrichten.) Ich habe viel Geld verloren. Und mein Geschäftskonto wurde gesperrt.

Das bedeutet: Mein Audiokurs [Grounded] kann nicht wie geplant am 5. Mai starten. 

Neuer Termin: 16. Mai.


Und weißt du was?

Ich habe alles fertig: 
Die Audios.
Den roten Faden.
Die Kursseiten.
Die Willkommensmails.
Die Automationen.


Ich bin bereit.
Und das allein ist ein riesiger Schritt.


Ich war im April auch unterwegs:

Beim Fachtag für gewaltfreie Kindheit – ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt.

Ich habe viele bedeutsame Gespräche geführt.

Und eine ganz besondere Begegnung gehabt: Kati Bohnet vom Helpers Circle, bei der ich die SOS-Training-Ausbildung gemacht habe.

Sie hat mir den Weg zur traumasensiblen Nervensystemarbeit gezeigt – zu vielem, was heute mein Fundament ist.

Der Tag danach war fast noch eindrücklicher.

Denn ich konnte vergleichen. Ich war schon im Jahr davor auf dem Fachtag. Und diesmal war ich eine andere. Ich habe gespürt, wie sehr sich mein Nervensystem verändert hat.

Ich bin heute sicherer, klarer, verbundener. Ich gehe aufrechter durchs Leben.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch hinschauen würde auf das, was herausfordernd war:

Ich bin müde.

Manchmal erschöpft.

Ich mache oft zu viel. Und ja – ich gehe viele Dinge noch aus einem Ort der Angst an.

Das zu erkennen ist nicht leicht. Aber ehrlich. Und wichtig.

------------------------

Auch im April: Ich habe ein neues Freebie veröffentlicht – mein Workbook zu 7 übersehenen Anzeichen für ein überlastetes Nervensystem. Du findest es hier!

Es ist ein Herzensprojekt, das im Laufe des Jahres sicher noch ausgeweitet wird. Aber heute haben es schon wirklich viele heruntergeladen und hoffentlich wichtige Impulse erhalten. Nach dem Download gibt es sogar einen kleinen Einblick in den Audiokurs [Grounded], denn ich schenke dir nicht nur das Workbook, sondern auch eine kurze Audioübung, um dich immer und überall super schnell mit dir selbst zu verbinden! Wenn du es noch nicht hast, dann hol es dir noch rasch.

Und es haben sich viele neue Menschen für meinen Newsletter angemeldet. Darüber freue ich mich wirklich riesig. Es ist echt ergreifend, dass ihr euch entscheidet, euch ein Stückweit von mir, meiner Geschichte und meinen Impulsen im Alltag begleiten zu lassen. Danke für euer Vertrauen.

Das fühlt sich an wie Rückenwind.

Was ich aus diesem Monat mitnehme:

Es ist okay, Pause zu machen.

Es ist okay, nach Hilfe zu fragen.

Und es ist möglich, durch Krisen zu wachsen.

Nicht, indem man sie schönredet. Sondern, weil man sie fühlt – und weitergeht.


Mai, ich bin bereit für dich.

Aber nur in meinem Tempo.



Jetzt kommst du!

- Wie verlief dein April? Was war neu, bereichernd, herausfordernd, anstrengend?

- Wem bist du begegnet?

- Was hast du lernen können?

- Wie nimmst du heute die Atmosphäre deines persönlichen Aprils wahr?

- Was nimmst du mit in den Mai?

-Was möchtest du im Mai erfahren?






Montag, 28. April 2025

Tag der gewaltfreien Kindheit – Warum wir über das Nervensystem der Erwachsenen sprechen müssen

Am 30.04. ist der Tag der gewaltfreien Kindheit


Und so sehr ich mir wünsche, dass wir ihn nicht mehr brauchen – so dringend ist er.

Denn Gewalt gegen Kinder ist nicht nur das Offensichtliche: Schläge, Anschreien, Demütigungen. Gewalt ist auch das Nichthinhören, das emotionale Wegschieben, das Ignorieren ihrer Grenzen. Gewalt beginnt dort, wo wir Erwachsenen nicht bei uns sind. Und sie passiert oft genau dann – wenn unser eigenes Nervensystem überfordert ist.

Deshalb ist es so wichtig, dass in der Pädagogik, der Bildung und den Familien, in der gesamten Gesellschaft mehr Wissen über die Bedeutsamkeit des Nervensystems für unser Verhalten bekannt wird.

Gewalt beginnt im Nervensystem.

In dem Moment, in dem wir nicht mehr reguliert sind, in dem wir nicht mehr mitfühlen können. Wenn der Stress zu groß ist, die Überforderung zu laut, die eigenen Wunden zu nah. Dann greifen wir zu alten Strategien: Kontrolle, Härte, Druck. Nicht weil wir „schlechte“ Menschen sind – sondern weil unser System auf Überleben schaltet. Das nimmt nicht in Schutz. Aber es zeigt, dass wir oft von anderem als unseren Werten geleitet werden. Bleibt dies unbewusst, entsteht die Katastrophe. 

Wir erwarten von Kindern, dass sie ruhig sind, dass sie „funktionieren“, zuhören, reguliert und angepasst handeln. Aber die Wahrheit ist: Kinder können das nicht – wenn wir es ihnen nicht vorleben. Wenn wir nicht bei uns beginnen.

Und wir können es ihnen nicht vorleben, wenn wir es selbst nie gelernt haben. Und auch heute nicht bereit sind, es zu lernen.


Nervensystemarbeit ist Gewaltprävention.


Wenn wir lernen, uns selbst zu spüren – wenn wir lernen, wie sich Überforderung in unserem Körper anfühlt. Wenn wir uns Werkzeuge an die Hand geben, wie wir wieder zurück in die Verbindung finden. Dann verändern wir etwas. Für uns. Und für die Kinder an unserer Seite. Dann werden wir zu starken, empathischen Entwicklungsbegleiter:innen.

Es ist nicht immer leicht. Es ist manchmal schmerzhaft. Aber es ist notwendig.

Denn der Weg zu einer wirklich gewaltfreien Kindheit führt über die Selbstverantwortung der Erwachsenen. Über das Hinschauen. Über das Anerkennen: Ich bin verantwortlich für meine Reaktionen – und ich kann lernen, anders zu handeln.

Für eine Kindheit in Sicherheit. In Würde. In Verbindung.

Nicht morgen. Heute. Und jeden anderen Tag!






Durch die Nervensystemsbrille (1)

In diesem Artikel starte ich eine neue Reihe auf diesem Blog. Es geht darum stinknormale Alltagssituationen aus Familien, Kitas oder Schulen...